Samstag, 24. März 2018

Next to normal - fast normal / 23.03.2018 Theater am Ring - Villingen

"Am Ende uns'rer Nacht, gibt es ein Licht"

Mit einem der wohl aussagekräftigsten Sätze dieses Stückes möchte ich die Zusammenfassung des gestrigen Theaterabends einleiten.
Ein Gastspiel der ausergewöhnlichen Art gab es im Theater am Ring in Villingen. Die Kammerspiele Hamburg waren mit dem preisgekrönten Musical "Next to normal-fast normal" zu Gast im Schwarzwald. Da ich nur einen kurzen Anfahrtsweg hatte, dachte ich, dass es eine gute Möglichkeit wäre, mir dieses Stück, welches ich 2015 in Fürth schon einmal bewundern durfte, nochmals anzuschauen. Eigentlich sollte die Hauptrolle Caroline Fortenbacher spielen. Da sie aber erkrankte sprang kurzfristig für sie Pia Douwes ein! Ich konnte es nicht glauben, dass PIA in Villingen spielen würde. Deshalb freute ich mich umso mehr auf den Abend. Die komplette Besetzung war wie folgt:

Diana Goodman: Pia Douwes
Dan Goodman: Robin Brosch
Nathalie Goodman: Alice Hanimyan
Gabe Goodman: Dennis Hupka
Henry: Claudio Gottschalk Schmitt
Dr.Fine/Dr.Madden: Tim Grobe 

Da Pia Douwes die deutsche Erstaufführung des Musicals spielte, kannte sie ihre Rolle natrülich perfekt. Sie musste sich daher nur mit der Inszenierung vertraut machen und das Zusammenspiel mit den anderen Darstellern proben. Dafür,dass sie kurzfristig eingesprungen ist, war sie grandios. Sie kann einfach "Diana Goodman", diese Frau mit bipolaren Störungen, hervorragen darstellen. Diese Zerrisenheit zwischen Realität und Schizophrenie kommt sehr stark zum Ausdruck. Auch gesanglich war sie fantastisch, emotional und leidenschaftlich! Pia eben! 

Robin Brosch in der Rolle des "Dan Goodman" war schauspielerisch hervorragend. Gesanglich hätte er für mich persönlich noch mehr Gefühl und Stärke in seine Songs legen können. Dennoch hat er im Zusammenspiel mit Pia toll harmoniert.

Als Tochter "Nathalie Goodman" stand Alice Hanimyan auf der Bühne. Leider hat sie mir mit ihrer Interpretation dieses Charaktes nicht so gut gefallen. Für mich hat sie zu "wild" und aufgedreht geschauspielert und gesanglich war sie in Ordnung, aber nicht sonderlich herausstechend.

Dennis Hupka verkörperte "Gabe Goodman", den toten Sohne der Familie. Ich fand ihn schauspielersch klasse und gesanglich auch. An manchen Stellen hätte er noch etwas kräftiger singen können. Aber er hat seine Rolle wirklich gut gemeistert. 

Der Freund von "Nathalie", "Henry" wurde von Claudio Gottschalk Schmitt dargestellt. Er hat für mich authentisch gespielt, war in manchen Szenen vielleicht etwas  zu schüchtern für seinen Charakter, aber passte mit seinem Gesang wieder gut ins Bild dieser Rolle.

In der Doppelrolle des Dr.Fine/Dr.Madden sah ich Tim Grobe. Als Dr.Fine hat er mir nicht so gut gefallen, da er zu sehr den "verrückten Professor" darstellte. Umso mehr begeisterte er mich aber als Dr.Madden, da er mit seiner tiefen, angenehmen Stimme den Psychiater von "Diana" hervorragend singen und schauspielern konnte!

Insgesamt war es ein solides Stück, welches schön war mal wieder zu sehen! Das Thema ist natürlich auch nicht ganz einfach, aber es ist meiner Meinung nach wichtig auch solche Genres in Musical anzusprechen!

In diesem Sinne alles Liebe und bis bald! 
Eure Julia

Sonntag, 18. März 2018

Matterhorn, 17.03.2018 - St.Gallen ▲

 Weit oben, weit oben, weit oben allein auf dem Gipfel der Welt! 

Nach genau einem Jahr ging es für mich mal wieder nach St.Gallen. Dieses Mal in das Musical "Matterhorn", bei welchem es sich um die Erstbesteigung eines der höchsten Berge der Schweiz handelt.

Wer etwas über die Geschichte/Hintergründe erfahren möchte kann mal hier vorbei schauen: https://www.matterhornparadise.ch/de/sommer/bergsteigen-und-klettern/matterhorn-erstbesteigung

Ich kannte, bevor ich in das Stück gegangen bin, auch nur grob die Story und wusste sonst absolut nicht was auf mich zukommt. Wie immer war ich sehr gespannt, denn was das Theater St.Gallen anpackt, wird ein Erfolg. So auch dieses Stück!

Die Besetzung des Abends war folgende:




Oedo Kuipers verkörperte "Edward Whymper", den Erstbesteiger des "Matterhorns". Anfänglich stellt er den etwas überheblichen Einzelgänger, den die Gier nach Sieg antreibt und ihn somit alles andere vergessen lässt, dar. Im Laufe des Stückes wandelt sich seine Rolle zu einem Mann, welcher mit den Gedanken an die Schuld des Todes seiner vier Bergsteigerkollegen nicht klar kommt und ihn so voller Zweifel und Zerissenheit zeigt. Oedo stellt für mich seine Rolle absolut authentisch und echt dar. Schauspielerisch fand ich ihn einsame spitze und gesanglich unglaublich! Er schmetterte die Töne nur so raus und konnte bei seine Soli glänzen! Auch das Gleichgewicht zwschen Arroganz und Zweifel stellt er fantastisch dar!
vorne: Oedo Kuipers, rechts: Sabrina Weckerlin, links: Jon Geoffry Goldsworthy (c) liegt bei mir

Die Tochter des englischen Seilfabrikanten "Olivia Buckingham", wurde von Lisa Antoni gespielt. Sie mimt die feine Dame, welche aus rein geschäftlichen Gründen mit "Douglas Robert Hadow" (gespielt von Marco Toth) verheiratet werden soll. Da sie für ihn keine Liebe empfindet, verweigert sie die Hochzeit, denn als die "Edward Whymper" kennenlernt ist sie von ihm sehr angetan. Lisa spielt die Rolle glaubwürdig und kann den englischen Aristokraten -"touch" sehr gut verkörpern. Auch gesanglich gibt sie der Rolle was gefordert ist. Dennoch könnte sie meiner Meinung nach noch etwas mehr "Schwung" rein bringen und in manchen ihrer Soli noch eins drauf legen. Nichtsdestotrotz ist sie fantastisch und vor allem in der "Albtraumszene" kann sie ihr volles Können zeigen.

Ich durfte Sabrina Weckerlin nun schon in einigen Stücken bewundern, aber ihre Rolle "Orka" in "Matterhorn" ist wieder etwas ganz besonderes. Zum einen ist "Orka" keine menschliche Person, die in der Realität existierte. Ihre Rolle verkörpert die "Natur" und damit "ihren Berg Matterhorn". Sie ist die Herrscherin über Himmel, Wasser, Erde Luft. Fantastisch und natürlich mit unvergleichlich starker Stimme stellt Sabrina sich dieser Herausforderung und begeistert damit wieder einmal restlos. Sie taucht oft "aus dem Nichts auf" und verschwindet dann aber auch unbemerkt wieder. Sehr mysthisch und geheimnisvoll spielt und sing sie. Ihr Kostüm ist unglaublich schön und erinnert an eine indische Bauchtänzerin. Dennoch passt es ins Stück, da es sich von den "normalen" Kleidern der real existiernden Personen,abhebt. Ihr Soli "Warum sind sie blind?" ist wunderschön und drückt ihre Verbundenheit zur Erde und die Abscheu gegenüber den Menschen, die in die Natur eingreifen, aus!

"Jean-Antoine Carell", der Gegenspieler von "Edward Whymper" wurde von Benjamin Oeser verkörpert. Als Bergführer sollte er anfänglich mit "Edward" als erster das Matterhorn besteigen, bekam dann aber ein besseres Angebot von den Italienern und entschied sich mit ihnen die Erstbesteigung durchzuführen. Leider erfolglos und somit bleibt er in dieser Hinsicht der Looser des Stückes. Benjamin hat die Rolle glaubwürdig dargestellt, auch gesanglich war er toll, aber er stach jetzt nicht wesentlich heraus.

Ganz im Gegensatz zu Luigi Schifano in der Rolle des "Luc Meynet". Er stellt sozusagen den "Dorfkrüppel" dar, welcher den Bergsteigern als Handlanger dient und auch zwischen den Dorfbewohnern vermittelt. Ich kannte Luigi Schifano davor gar nicht und war vom ersten Ton an fasziniert. Wow! Als Counter Tenor schmettert er die höchsten Töne heraus und lässt es so aussehen, als ob es das Selbstverständliches auf der Welt ist! Seine Arien sind unglaublich fesselnd und berührend und es herrscht eine ganz besondere Stimmung auf der Bühne, wenn er sie betritt! Auch schauspielerisch konnte er die Bescheidenheit und das genaue Gegenteil der gierigen "Bergsteiger"darstellen!

Das Hotelbesitzerehepaar in Zermatt "Catharina und Alexander Seiler", wurde von Patricia Hodell und Ramin Dustar frisch, fröhlich und absolut authentisch dargestellt. Wohingegen Patricia mit ihrer Darstellung etwas mehr hervorstach als Ramin. Er war gut, keine Frage, aber mehr auch nicht. Patricia hingegen konnte mit ihrer frechen Art punkten, die auch durch den schweizer Akzent unterstützt wurde, welcher in manchen Szene perfekt gepasst hat! Gesanglich waren beide toll!

Reinwald Kranner als "Felice Giordano" war hervorragend und konnte schauspielersch sowie gesanglich glänzen! Leider hat er in seiner Rolle nur kurze Auftritte, was etwas schade ist! Aber in der Zeit, in welcher er die Bühne betritt, rockt er diese absolut!

In weiteren Rollen waren zu sehen Dean Welterlen als "Olivias" Vater "John Buckingham", Juliane Bischoff als "Marvella Favre", Jon Geoffry Goldsworthy als "Pfarrer Josef Ruden, André Bauer in der Rolle des "John Tyndall", Samuel Tobias Klauser als "Father Charles Hudson" sowie "Joseph Anton Clemenz", Marco Toth, als "Douglas Robert Hadow", Michael Souschek als "Michel Croz", Timo Verse in der Rolle des "Lord Francis Douglas", Martin Kiunke als "Peter Taugwalder sen.", sowie Nicolo Soller als "Peter Taugwalder jun.", sowie Stéphanie Signer als "Rosina", Max Meister als "Emil" und Anna Burger, Jil Clesse, Klaudia Dodes, Gabriella Ryffel und Pamela Zottele im hervorragenden Ensemble!
komplettes Ensemble (c) liegt bei mir
Das Stück hat sehr viele Songs, die teilweise fließend ineinander übergehen! Es sind einige tolle Lieder dabei, die nach mehrmaligem Hören eingängig sind und Ohrwurmpotenzial haben! Von Rap über Pop und Rock bis hin zur Oper ist alles dabei.
Das Bühnenbild ist für mich in diesem Stück das Hervorstechende! Es wurden fantastische Bühnenelemente entworfen, wie beispielsweise das "Matterhorn" als Kulisse, welches sich in einem See spiegelt! Auch die Drehbühne,welche in Form einer Bergspitze gefertigt wurde, ist der Hammer und wird in vielen unterschiedlichen Szenen eingesetzt. Fantastisch sind auch die Videoprojektionen, für die das Theater St.Gallen bekannt ist. Egal ob Himmel, See, Häuser, Gestein, die Erdkugel oder Orkas Gesicht! Alles wird auf die Leinwand projeziert und das so echt, dass man sich wirklich in diese Welt hineinversetzt fühlt.
Der erste Akt zieht sich nach meinem Empfinden etwas in die Länge. Es wird in dieser Hälfte daraufhingearbeitet, das "Matterhorn" zu erklimmen, was dann im 2.Akt geschieht und dieser Teil des Stückes zügiger zu verstreichen scheint!
(c)liegt bei mir
Insgesamt finde ich es ein absolut sehenswertes,historisches Stück, welches durch die Themen "Gier nach mehr" und "Eingriff des Menschen in die Natur" absolut aktuell ist und somit die Aufmerksamkeit in der Musical-Welt auf sich ziehen sollte! Ich hoffe sehr, dass es bald eine CD gibt, sodass die Songs nochmal vertiefend angehört werden können!
(c) liegt bei mir
Hier ist noch der Trailer zum Musical:
https://www.youtube.com/watch?v=rmIgmAb6zsM

Wer die Chance hat, sollte sich das Stück nicht entgehen lassen, vor allem auch bei so einer hochkarätigen Besetzung!

In diesem Sinne alles Liebe und bis bald!
Eure Julia

Sonntag, 4. März 2018

Disneys Der Glöckner von Notre Dame♝ Stuttgart, 03.03.2018, 14.30 Uhr

Endlich war es soweit und es ging für mich nach Stuttgart zum "Glöckner von Notre Dame". Ich war sehr gespannt auf das Stück, da ich den Disney-Film kenne und die Songs des Musicals, aber eben nicht das Stück selbst! Nachdem ich es nun einmal gesehen habe kann ich  sagen, dass es ein absolut fantastisches Musical ist! Sehr opulent und stimmgewaltig zieht einen das Stück mit in seinen Bann! 

Die Besetzung des Nachmittags  war wie folgt:


Die Hauptfigur, "Quasimodo", wurde an diesem Nachmittag von Jonas Hein verkörpert. Für mich hat er wirklich den perfekten "Glöckner" dargestellt. Er hat die "Missbildung" dieses Menschen so authentisch und liebenswürdig rüber gebracht, dass man in einigen Momenten des Stückes schmunzeln aber gleichzeitig auch so gerührt war, dass das ein oder andere Tränchen verdrückt werden musste. Auch die Wandlung von einem Unterdrückten zum selbständig Denken und Handelnden, vollwertigen Menschen wurde sehr deutlich und eindrucksvoll dargestellt! Alle Achtung vor dieser Leistung! Wunderschön fand ich auch die Stimme von Jonas. Er hat eine sehr kräftige und klare Stimme, die vor allem das Solo "Draussen" wunderbar zum Ausdruck bringt.

Kristina Love verkörperte die Rolle der "Esmeralda". Sie hat das Zigeunermädchen mit viel Leidenschaft dargestellt und die Liebe zu Phoebus de Martin absolut glaubwürdig vermittelt. Gesanglich war sie toll und konnte vor allem bei dem Lied "Hilf den Verstoss'nen" glänzen. Der Song ist sehr aussagekräftig und die Botschaft konnte sie mit ihrer Stimme transportieren.

Der Erzdiakon "Claude Frollo" stellte Felix Martin dar. Wow, ich bin absolut begeistert von diesem Mann! Als verbitterter Meister von "Quasimodo" und Oberhaupt von "Notre Dame" konnte er das "Böse" fantastisch darstellen! Man hat ihm alles abgenommen was er gesagt hat und man konnte auch die Zerissenheit zwischen Liebe und Keuschheit förmlich spüren! Auch seine Stimme ist überwältigend! Er ist oft gefordert auf der Bühne und ein Highlight für mich war das Lied "Feuer der Hölle"! Absolute Gänsehaut! 

Als Hauptmann "Phoebus de Martin" war Maximilian Mann zu sehen. Er war als stattlicher Soldat ebenfalls perfekt besetzt und konnte gesanglich als auch schauspielerisch glänzen. Sein Solo " Spass und Freude" sing er fantastisch und kann auch im Duett mit Esmeralda im Lied "Einmal" glänzen!

Der Anführer der Zigeuner "Clopin Trouillefou" wurde von Gavin Turnbull dargestellt. Mit viel Witz und schelmischen Sprüchen konnte Gavin schauspielerisch absolut überzeugen. Auch gesanglich war er toll und verpasste dieser Rolle das gewisse Etwas.

In weiteren Rollen waren James Cook als "Jehan Frollo", Jonna Schwertner als "Florika", Emanuel Jessel als "Pater Dupin", Kevin Köhler als "Leutnant Frederic Charlus", Stefan Poslovski als König Louis XI., Barbara Raunegger als "Madame" und Romeo Salazar als "St.Aphrodisius" zu sehen. Jeder dieser Darsteller war fantastisch, da er/sie nicht nur in dieser einen Rolle fungiert, sondern auch im Ensemble spielt, welches in diesem Stück eine sehr tragende und einnehmende Rolle hat!
Auch die anderen Ensemblemitglieder, welche "die Gemeinde" darstellten waren allesamt fantastisch und ohne sie würde die Show nicht das sein, was sie ist! Auch zu erwähnen ist er stimmgewaltige Chor, welcher aus Sängerinnen und Sänger der ORSO-Orchestra & Choral Society Freiburg besteht! Mit allen zusammen wird aus dem Musical ein opulentes und absolut überwältigendes Phänomen! Es gibt viele Stellen im Stück, welche Gänsehaut bescheren und einem das Herz schneller schlagen lassen!

Das Bühnenbild bleibt während des gesamten Stückes die Kathedrale "Notre Dame", wobei immer wieder Elemente eingefügt oder ausgbaut werden, sodass auf der Bühne unterschiedliche Schauplätze entstehen, die man zweifelsfrei als solche auch erkennen kann!

Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieses Stück absolut sehenswert ist wenn man auf Musicals steht, die viel Drama, Leidenschaft, Liebe, Emotionen und auch ein bisschen Grausamkeit enthalten! Das Thema des Stückes ist total aktuell und regt den Zuschauer zum Nachdenken an! Ich bin begeistert und freue mich auf weitere Besuche in "Notre Dame"!


Szenen aus dem Stück: https://www.youtube.com/watch?v=HRneQfmcQZw 

Alles Liebe, eure Julia ♥